Ein erstaunlicher Fund

May 13, 2022

Eichhörnchen und ich haben eines gemeinsam - einen gut gefüllten Vorratsraum. Es erstaunt mich selber immer wieder, wieviel Dinge in diesen kleinen Raum hineinpassen. Gut geschlichtet, nach Ablaufdatum sortiert, warten vielerlei Nahrungsmittel auf die weitere Verarbeitung. 

Vor kurzem hatte ich den Impuls, das Kammerl mal wieder zu sortieren und zu räumen. Ich tauchte also in die Tiefen der Stellagen ab, kramte längst vergessene Schätze wie die Nudelmaschine oder das alte Püriergerät meiner Oma hervor und erreichte danach mein Sammelsurium an Papiersäcken. Mit den Papiersäcken ist es ja so, dass man - aus ökologischem, nachhaltigem, guten Gewissen, natürlich keines wegwirft, sondern für den nächsten Einkauf aufbehält. Um dann, wenn man spontan und kurzfristig beim Nahversorger vorbeischaut, erst wieder keines mitgenommen zu haben. Also kaufe ich dort ein neues. Das dann zu den anderen, unterbeschäftigten Papiersäcken in der Speisekammer landet…Doch das ist ein anderes Thema.

Was ich eigentlich erzählen wollte ist der entzückende Fund, den ich unter den Papiersäcken machte. Zuerst sah das Ding aus wie eine kleine Raumstation. Oder wie ein seltsames Insekt in Übergröße. Oder eben wie eine uralte, verschrumpelte Kartoffel, die trotz Licht- und Erdenmangels ausgetrieben war. Sie schaute ein bisschen spooky aus und mein erster Impuls war, sie in den Biomüll zu werfen. Doch dann musste ich innehalten und es überkam mich fast so etwas wie Rührung.

Da liegt diese alte Kartoffel lange in einer ihr völlig feindlichen Umgebung. Hat keinerlei Zugang zu dem, was ihr gut täte und was sie zum Überleben braucht - und trotzdem kennt sie nur eines: zu wachsen. Sie will leben, um jeden Preis. Sie treibt aus, obwohl so gut wie keine Hoffnung besteht, dass ihre Knollen irgendwann die Erde küssen werden. Aber es liegt in ihrer Natur, leben zu wollen. Es liegt in ihrem Bauplan, auch an völlig unwirtlichen Orten auszutreiben und dem Tod zu trotzen. Da wird nichts hinterfragt, nichts angezweifelt, nicht resigniert. Sie will leben, und gibt alles dafür.

Wie könnte ich es dann übers Herz bringen, diesen kleinen, mutigen Kerl einfach wegzuwerfen? Soviel Kraft gehört belohnt! Und deshalb wandert die kleine Kartoffel jetzt also in einen großen Topf voll köstlicher, frischer Erde und bekommt den Platz im Leben, der ihr zusteht. Ich bin wirklich gespannt, wie sich das kleine, zarte Ding entwickelt :-).

Zufrieden schaue ich auf den neuen Kartoffel-Blumentopf, der es sich neben kleinen Tomaten- und Salatpflänzchen auf meinem Balkon gemütlich macht. Es ist schon ein beglückendes Gefühl, dass ich einen kleinen Teil dazu beitragen konnte, damit das Leben weitergeht.

Denn es sind die kleinen Dinge, die unseren Alltag verzaubern - wenn wir es zulassen…

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