Erkenntnis des Tages:

Jan 23, 2021

Weisst du noch, wie du dich als Kind über ein Lob gefreut hast? Wie toll sich das anfühlte, wenn andere in dir „das Besondere“ sahen und dir das auch mitgeteilt haben? Wie du dann für einen kurzen Moment über dich hinausgewachsen bist und mit der Sonne um die Wette gestrahlt hast? Es tut uns gut, belohnt zu werden, es macht uns glücklich und unsere Synapsen werden geflutet mit Endorphinen. Das merken sich die kleinen Freunde in unseren Gehirnen und wollen dieses Wohlgefühl immer wieder - und am besten auch noch mehr davon! 

Heute bist du groß, glaubst, erwachsen zu sein und meinst, unabhängig von diesem archaischen Kram wie Gehirnzellen, Synapsen und Belohnungssystemen zu sein. Du bist bewusst, reflektiert, hast viel gelernt und viel erfahren, und deshalb ist dir auch ganz klar, dass nur du selber es sein kannst, der dich belohnt und dich lieb hat.

Deinen, von Kindheit an geprägten Mustern und als Datenautobahnen angelegten neuronalen Vernetzungen ist das aber völlig schnuppe. Die sind immer noch auf das kurze Glück einer flüchtigen Belohnung programmiert. Die wollen mehr davon, die dürsten nach Lob und Anerkennung, die sind süchtig nach dem guten Gefühl, das damit verbunden ist.

Und das Ende der Geschichte ist meine erschreckende Erkenntnis, dass ich begonnen habe, Likes und Herzchen in den Sozialen Medien zu zählen! 

Jedes Wahrgenommen-Werden durch diese neue Währung der emotionalen Abhängigkeit erzeugt in meinem Belohnungssystem den kurzen Rausch des Glücks, angenommen zu werden, gesehen zu werden, einen Mehrwert für andere weitergegeben zu haben. Und hinterläßt auf dem anderen Ende der Skala ein schales Gefühl der Missachtung, wenn mal ein Text oder eine Botschaft nicht so gefeiert wird, wie ich mir das erhoffte. Denn nur, weil ich weiss, wie unser Gehirn funktioniert, ändert das noch lange nichts an den Auswirkungen dieser Mechanismen.

Ist das nicht arg!? 

Das, was ich nun aber machen kann, ist, mich aus diesem ganzen Spiel wieder bewusster herauszuziehen und Abstand zu nehmen von dieser neuen Herzchen-Währung und der damit verbundenen Abhängigkeit.

Wieder mal ist es das zur Ruhe-Kommen, das Erkennen und das Sich-Eingestehen meiner leicht zu manipulierenden Schwachstellen, die mich aus einer unbewussten Marionette zu einem selbstermächtigten Menschen macht.

Der Spruch „Mensch, erkenne dich selbst“ hat also immer noch seine Berechtigung - auch, wenn er schon einen soo langen Bart hat wie Methusalem:-)

Deine susanne2punkt0

www.susanne2punkt0.com

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