Irgendwie kommt er heuer nicht so richtig in die Gänge, der Frühling. Auf dem Kalender steht zwar Mai, gefühlt ist es aber Anfang September. Ein kalter Sprühregen verscheucht dich gleich wieder zu deinem gemütlichen Kaminofen und in dem kühlen Wind könntest du Drachensteigen lassen, anstatt in einem lauen Frühlingslüftchen im grünen Gras zu liegen. Doch was deine Laune ein wenig in den Keller sinken läßt, ist für Mutter Natur der Startschuss zum Wachsen, Sprießen und Gedeihen. Die erdigen, trockenen Böden der Wälder sind endlich Geschichte. Es ist, als hätte der Landregen den Startschuss zu einem Wettbewerb gegeben - wer reckt am schnellsten seine grünen Köpfchen aus dem Boden? Wer wächst am schnellsten und treibt am höchsten der Sonne entgegen?
Es ist so wunderschön anzusehen, wie alles blüht und wächst und wie jedes noch so kleine, unscheinbare Kraut die schönsten Blüten bildet. Gehst du an einem Tag noch an zurückhaltenden, unscheinbaren Knospen vorbei, begrüßt dich am nächsten Tag schon eine strahlende Blüte und scheint dir zuzurufen: „Auch wenn es sich noch nicht danach anfühlt, auch wenn es noch kühl und regnerisch ist, so ist er doch nicht aufzuhalten, der Frühling!“
Nach dem Regenguss ist vor dem Sonnenschein. Der Wald beginnt zu dampfen, als sanfte Sonnenstrahlen verschämt hinter den Wolken hervor blinzeln und auf die feuchten Blätter treffen. Dunstige Wolken hängen im Gebüsch, während die Tautropfen ein Stockwerk darüber schon im Sonnenlicht funkeln. Es ist, als hätte sich Mutter Natur ihr schönstes Kleid angezogen und sich frisch gewaschen und zurechtgemacht auf Freiersfüßen begeben.
Lass dich anstecken von dieser Energie des Aufbruchs, tauche ein in die hoffnungsvolle Zeit des Neubeginns. Auch wenn zwischendurch noch ein wenig Abwarten, Innehalten und Rückzug nötig sein sollten, so ist es doch unübersehbar - das neue Leben, das sich unaufhaltsam seinen Weg bahnt.
Ein neuer Zyklus hat begonnen, die Energie der Erneuerung hat sich durchgesetzt und das Grün der Blätter ersetzt das Weiss des Schnees…denn Grün ist die Hoffnung - und diese stirbt ja bekanntlich zuletzt!