Tage wie dieser...oder, was ein intakter ...

Tage wie dieser...oder, was ein intakter Rüde mit RTL zu tun hat

Mar 30, 2021

Du kennst das - du wachst auf und in dem Moment, in dem du die Augen aufschlägst, weisst du schon, dass das nicht dein Tag wird.

Dein Hund (wie der Tierarzt zu sagen pflegt: ein intakter Rüde:-) ist seit Tagen auf Freiersfüßen unterwegs und unterbricht mit seiner leise fiependen Sehnsucht nach weiblicher Nähe deine kurzen Nächte. Auch heute hat er dich um 5 Uhr geweckt, was einen Tag nach der Zeitumstellung gefühlt noch eine Stunde früher ist. Weil du jetzt sowieso nicht mehr schlafen kannst, erledigst du deinen Social Media Auftritt für heute schon ein wenig früher und kannst dafür deine Follower schon in aller Früh mit allerliebsten Bildchen vom Stall und den Pferden beglücken.

Um 7 Uhr bist du eigentlich wieder reif fürs Bett, doch dann ist es draussen endlich hell genug, um die Gassirunde anzutreten. So wankst du mit rot geräderten Augen durch den erwachenden Wald, vor dir dein Hund, der wie ein Irrer den Spuren der läufigen Mädels folgt. 

Nach diesem Workout folgt ein schnelles Frühstück und ein umso zäheres und langsameres digitales Geplänkel mit Behörden, Ämtern und Co. Man sollte ja meinen, dass im Zeitalter des schnellen Mausklicks alles viel leichter, flotter und organisierter vonstatten geht. Diese rosarote, aber leider theoretische Vorstellung eines modernen Büroalltages scheitert leider schon an einer Distanz von gefühlten 10 Metern. Denn so weit stehen Wlan-Router und Drucker auseinander. Anscheinend verirren sich die kleinen, unsichtbaren Druckbefehle auf dieser kurzen Strecke ins Nirwana, denn dein Drucker spuckt lauter seltsame Symbole und Kringel aus, anstatt die erwarteten Ergebnisse zu liefern.

So verbringst du - eh schon unter Zeitdruck stehend - eine halbe Stunde, um immer wieder die Verbindung zwischen den verfeindeten technischen Geräten herzustellen und neue Druckbefehle in die schon glühenden Tasten zu hämmern.

Mit deinen Nerven am Ende schleppst du dich zu deinem Fahrrad, um in der Stadt schnell einige Termine abzuarbeiten, bevor du ein liebes Familienmitglied zu einem wichtigen Arzttermin führen darfst.

Endlich wieder zuhause freust du dich auf deine verdiente Tasse Kaffee - doch daraus wird nichts, weil dein Mann um deinen weiblichen Rat beim Aussuchen eines neuen Plattenspielers ersucht. Geschmeichelt von der Kompetenz, die er dir offensichtlich zutraut, vergisst du deinen Kaffee, um dir die Einzelheiten dieses Wunderwerkes näher bringen zu lassen. Erstaunt stellst du fest, dass du diese verzückten Gesichtszüge von früher her kennst. Ähnlich begeistert blickte dein Liebster dich an, als ihr noch in anfänglichem Rausch der Glückshormone geschwelgt hattet.

Ein Blick auf die Uhr sagt dir, dass der nächste Termin ansteht. Also raus aus den schicken Stadtklamotten, rein in die, nicht weniger schicke, aber bei weitem praktischere Kleidung einer „Seelenbaumlerin“. Keine 40 Minuten später biegst du vom Alltag kommend auf den Parkplatz des entspannten Seins ab. Du öffnest die Autotür, atmest einmal tief ein - und zack, glücklich! 

Da ist er, der Geruch nach Stall, nach Pferd, nach Heu, nach Leder. Er streichelt dein Glücksareal im Gehirn, setzt Endorphine im limbischen System frei und weist die Stressoren Adrenalin und Cortisol in ihre Schranken. Die wissen, dass sie jetzt keine Chance mehr haben, die Stressmacher zu spielen, um deinen Körper mit dem inneren Antreiber zu piesacken.

Voller Vorfreude biegst du um die Ecke und da stehen sie, die Pferde. 

Ganz automatisch lächelst du, dein Herzschlag beruhigt sich, dein Blutdruck sinkt und du vergisst ihn - den hektischen Alltag. 

Plötzlich hast du alle Zeit der Welt und es macht dir nicht das Geringste aus, als du hörst, dass dein Besprechungstermin mit deiner Klientin verschoben wurde. Ganz im Gegenteil. Denn dadurch kannst du dich zurücklehnen, endlich deine Tasse Kaffe trinken und das rege Treiben zwischen Sattelkammer, Putzplatz und dem grossen Offenstall beobachten. 

Es ist dieses Kommen und Gehen, dieses Lachen und Tratschen, dieses Fachsimpeln und sich gegenseitig zur Seite stehen, das dich zum Wesentlichen zurück bringt und dich dankbar im Moment sein lässt. Und natürlich und vor allem sind es die Pferde, die dich erden, dich wegführen vom Leistungsdruck, weg vom Planen und Denken und Müssen und Sollen.

Das geschieht schon allein durch die simple, aber durchaus anspruchsvolle Tätigkeit des Entfernen des Winterfells. Wer einmal inmitten von, durch das Putzen losgelösten und aufgewirbelten zentimeterlangen Pferdehaaren gestanden ist und versucht hat, zu atmen oder zu reden, weiss, was ich meine. Wie schön, wenn sich nach einer gefühlten Ewigkeit das dichte Haarkleid weg vom Pferd, hin zu deinem Gewand und auf deine Haare verlagert hat und du durch die monotonen, kreisenden Putzbewegungen Muskeln aufbaust, auf die noch unser Arnold neidisch wäre. 

Nichts zeigt so unmittelbare, motivierende Resultate wie Pferde zu putzen, Stallböden zu kehren oder Sattelzeug einzufetten. All diese Tätigkeiten wirken sich unmittelbar auf dein vegetatives Nervensystem aus, das nichts lieber zum Entspannen hat als einen gleichmäßigen, unaufgeregten, sinnvollen Arbeitsablauf. 

Wer braucht denn schon Antidepressiva, Alkohol oder RTL zum Runterkommen, wenn er stattdessen ein Pferd putzen, streicheln oder umarmen kann? Wie einfach und schön doch das Leben sein kann, wenn du dich auf den Moment einlässt - und das gelingt dir am besten im Stall. Das kannst du mir glauben, denn ich habs ausprobiert;.) 

Deine susanne2punkt0 - Die Seelenbaumlerin

PS: Wie immer freue ich mich, wenn du deine Wertschätzung und dein Interesse an meiner Arbeit mit einem virtuellen Kaffee zeigst. Einfach auf den Link unten gehen und am Ende des Textes den Button drücken:-) Hab herzlichen Dank für die Kaffeepause!

#dieseelenbaumlerin #susanne2punkt0



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