Veränderung

Jan 04, 2021

Merkst du es auch? Diese Veränderung in den Menschen? Die Art, wie sie sich ausdrücken, wenn sie ihre Ohnmacht und Hilflosigkeit in den digitalen Raum schreien? Merkst du die Veränderung des Tonfalles und der Wortwahl, wenn sie das, was ist, beklagen und sich missverstanden und ungerecht behandelt fühlen - vom Staat, von den Mitmenschen, von den Behörden, von den Freunden…

Kannst du dich noch an die großen, edlen Töne am Anfang der Pandemie erinnern? Ja, da wurde ein neues Miteinander proklamiert, ein „Wir gehen gemeinsam durch diese Erfahrung“, ein „Mutter Natur wird sich erholen und wir werden in unsere Tiefe gehen und alles wird gut“. Am liebsten wären sich alle vor lauter Tapferkeit um den Hals gefallen - hätten sie es sich denn getraut. Wir als Menschheit wollten heroisch den harten Zeiten trotzen, die anderen unterstützen, Licht und Liebe bringen und nichts unversucht lassen, dem Gegenüber zu zeigen, wie gut wir doch sind.Diese Euphorie ist uns in den letzten Monaten aber gehörig vergangen. Vor allem, als sich herausstellte, dass da tatsächlich Andersdenkende sind, die nicht der selben Meinung sind - wer welche Überzeugung hat, ist mir in diesen, meinen Betrachtungen übrigens völlig egal. 

Denn die Auswirkungen sind überall die selben…Schluss mit Licht, Liebe und Gemeinsam schaffen wir das! Da wird der ganze angestaute Frust der letzten Monate auf den Nächstbesten abgeladen, obwohl der vielleicht einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war oder in FB eine Meinung hat, die uns nicht passt. Da wird ausgeteilt und beschimpft, beleidigt und negative Energie rausgehauen, dass es nur so kracht. 

Wo sind denn die ach so liebevollen Vorsätze vom Frühling 2020? Hat sie der raue Winterwind doch tatsächlich von der egoistischen, ignoranten, hartherzigen Schale eurer Selbstbeweihräucherung geblasen? Kommt unter dem ganzen Schlick des Gutmenschentums jetzt schön langsam die lange verdrängten, nicht akzeptierten Schatten jedes einzelnen heraus und lassen sich nicht mehr mit positiven Phrasen unterdrücken? Zetert da tatsächlich der immer Hilfsbereite, der für alle und jeden ein gutes Wort hatte gegen die, die nicht seine Meinung vertreten? Verziehen die selbsternannten Mutter Theresas der Community ihr mildes Lächeln nun zu bösartigen Fratzen, weil nicht alle so funktionieren, wie sie es sich vorstellen? Kommt nun die Wut hoch in all denen, die sich bis jetzt immer nur durchs Außen definiert haben und die durch die Umstände nun endlich gezwungen werden, sich mit sich selbst zu beschäftigen?

Durch die Geschehnisse der letzten Monate kommt jeder an seine Grenzen, unweigerlich.

Wir können weiterhin jedem anderen daran die Schuld geben und versuchen, weiterzumachen wie bisher, doch ich garantiere dir, dass es dir nichts nützen wird. Denn bevor das sanfte Lüftchen des Wassermannzeitalters auch nur im Ansatz über eine bessere Welt hinwegwehen wird, wird der Beginn dieser neuen Zeit alles durcheinanderwirbeln und keinen Stein auf dem anderen lassen. Denn erst dann kann etwas Neues entstehen, kann es leichter und lichter werden. Und glaub mir, ob du oder du oder du dich gegen solche archaiischen Zyklen stellst und mit ohnmächtiger Wut dagegen Zeter und Mordio schreist…das ist der Veränderung völlig egal. 

Du tust gut daran, dich auf das Wesentliche in deinem Leben zu konzentrieren - solange du es noch in der Hand hast und von den gewaltigen Veränderungen auf allen Ebenen nicht einfach mitgerissen wirst.

Doch dies ist eine unsichtbare, leise Arbeit, die nicht beklatscht und bejubelt wird. Der Gang in deine persönliche Unterwelt wird ein einsamer sein, den du nur alleine gehen kannst. Kaum jemand wird nachempfinden können, welchem Schmerz, welcher Trauer, welchen Schatten du begegnest - hier gibt es keine Likes abzuholen, keine Smilies zu sammeln, keine Kommentare zu inhalieren, die dir vorgaukeln, wie toll du bist. Und doch wird es der einzige Weg sein, die kommende Zeit gefestigt, klar, zentriert und auf das Wesentliche fokussiert zu überstehen. 

Wer jetzt seine Energie als Wutbürger im Außen verpuffen lässt, wird in den kommenden Zeiten auf keine Reserven zurückgreifen können, die ihn stark und resilient auf dem Weg in die Zukunft begleiten.

Ich wünsche uns, dass wir es schaffen, bei UNS SELBST zu bleiben - denn damit haben wir ohnehin mehr als genug zu tun.

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